Kommentar zu „Und nun zu den wissenschaftsmeldungen“

Da ich wieder mal Opfer des bescheuerten Kommentar-Spam-Filters von WordPress geworden bin, muss ich das hier publizieren:

Kommentar zu Und nun zu den wissenschaftsmeldungen

Also mal davon abgesehen, dass dieser Typ vollkommen merkbefreit die Besiedelung eines vollkommen lebensfeindlichen "Lebensraumes"° ernsthaft für erstrebenswert und machbar hält, obwohl alle Erfahrungstatsachen – so man sie unvoreingenommen zur Kenntnis nimmt – dagegen sprechen und man ihm daher auch als Nobelpreisträger eine gewisse Naivität und Beschränkheit seiner Gedankengänge unterstellen könnte¹, so habe ich mir doch das ganze Interview durchgelesen und geschaut ob er es schafft seine Theorie so überzeugend zu erklären wie es ein Richard Feynman gemacht hätte.

Kurz: er hat mich nicht überzeugt. Zwei elementare Widersprüche, die er meines Erachtens nicht auflöst: Zum einen ist da die Frage, welche Tests seine Theorie anbietet. Es scheint mir eher, dass sie genauso testbefreit ist wie die Stringtheorie. Und der andere Punkt: wenn alles wie er sagt im Grunde alles vollkommen deterministisch ist, also man im Grund nur ganz genau hinschauen müsste um die Ursachen zu verstehen, dann muss es für jeden Ursache ad infinitum wieder eine Ursache geben. Dem Trilemma aus infinitem Regress, dogmatischem Abbruch ("Gott") und Zirkelschluß kann der Determinismus eben auch nicht auflösen. Die Hinweise der Quantenphysik sind auch einfach zu eindeutig, dass es den reinen Zufall i.S.v. engl. random, wirklich gibt, wie z.B. beim radioaktiven alpha-Zerfall von Atomen und dem Tunneleffekt, wo alpha-Teilchen, die ein Kern emittiert, nie(!) auch nur annähernd, die Energie haben, die sie eigentlich haben müssten um den Potentialwall aus starker WW und EM-WW zu überwinden. Stattdessen haben sie deutlich weniger Energie und man kann nur eine Wahrscheinlichkeit, die Halbwertszeit, angeben mit der sie den Kern durch "Durchtunneln"² den Kern verlassen. Verglichen mit seinen irrwitzig kleinen zellulären Automaten, zeigt sich hier der reine Zufall als zur Beschreibung der Natur notwendiges Modell schon in den vergleichsweise geradezu makroskopischen Dimensionen eines Atoms. Hooft erklärt nicht nur nicht wie das zusammenpasst, er nimmt das Wort Zufall gar nicht in den Mund.

So wie ich die Dinge sehe, ist der Zufall ein wesentlich besseres Erklärungsmodell, denn es stimmt zum einen mit dem überein was wir in der Natur beobachten, nicht zuletzt dem 2. HS der Thermodynamik und seiner statistischen Interpretation nach Boltzmann, sondern es löst auch das Trilemma: wir brauchen weder einen Gott, noch eine infinite Kausalkette konstruieren zu wollen/müssen, noch müssen wir den Anfang irgendwie auf das Ende biegen, was letztlich wie der Abbruch auch nur eine Nicht-Erklärung darstellt. Das mag dann zwar auf das ungeliebte anthropische Prinzip hinaus laufen, aber mir ist diese Lösung incl. eines realen freien Willens und dem Beweis der Überflüssigkeit einer religiösen Vorstellung von "Gott"³ wesentlich symphatischer.

° Es baut sich auch keiner eine Hütte auf dem Gipfel des Mt.Everest oder am Grunde des Marianengrabens.
¹ Er wäre nicht der erste, wie das Beispiel Linus Pauling mit seinem Vitamin C-Irrglauben als Krebsmedikament zeigt, aber Nobelpreisträger sind heute die modernen Heiligen der pseudo-säkularen Gesellschaft
² besser wäre es als Raum-Zeit-Sprung zu bezeichnen, denn es gibt keinen "Tunnel".
³die religiösen Fanatiker weisen nicht zu Unrecht die deterministischen WIssenschaftler darauf hin, dass es ohne den von diesen ungeliebten Zufall nicht funktioniert.