Das doppelte Lottchen (1991) – Watashi to Watashi – Futari no Lotte

Die Zeichentrickserie Watashi to Watashi – Futari no Lotte von 1991 ist „Das doppelte Lottchen“ auf Japanisch. Auf youtube und archive.org wurde die Serie kürzlich von perevodildo mit Englischen Untertiteln hochgeladen. Mit Hilfe der auto-translate Funktion habe ich diese erst automatisch ins Deutsche übersetzt und dieses dann von Hand in „gutes“ Deutsch korrigiert. Hat bei 29 Folgen a ca. 20 Minuten lange gedauert, hat aber enorm viel Spaß gemacht mit den Worten zu jonglieren. Die Untertitel-Dateien stehen nun als Download von mir zur Verfügung. Für den Fall, dass die zugehörigen Videos auf youtube irgendwann verschwinden habe ich diese auch gesichert.
Kurze Anleitung: die Videos von youtube mit yt-dlp runter laden, Untertitel-Dateien ins gleiche oder ein subs-Verzeichnis entpacken, darauf achten, dass die Dateinamen (ohne Extension) gleich sind und dann mit VLC-Player abspielen. Der packt dann die passenden Untertitel automatisch dazu.

Noch eine kurze Kritik zur Serie:
Die Serie hat den Charme der Zeichentrick-Klassiker aus den 1970er Jahren wie Wickie, Biene Maja, Heidi oder Pinocchio. Das Buch und die Realverfilmung von 1949 bzw. 1950 wo Kästner noch persönlich Einfluß auf Wortwahl und Drehbuch hatte, sind über jeden Zweifel erhaben. Die beiden deutschen Realverfilmungen von 1994 und 2017, sowie der deutsche Zeichentrickfilm von 2008 sind dagegen qualitativ deutlich schlechter. Man hätte besser die Zeichentrickserie synchronisieren sollen. Wäre deutlich besser und billiger gewesen. Aber der deutsche Film leidet ja generell seit „Das Boot“ und der Wiedervereinigung unter Größenwahn.

Aber die Zeichentrickserie hat neben ihren Stärken auch Schwächen. Insbesondere die Folgen #13 und #29 leiden unter einem schwachen Script.
Achtung Spoiler!
Die Absicht hinter den beiden schlechten Folgen ist verständlich: in #13 soll das beschworene Geheimnis der Zwillinge gewahrt bleiben und in #29 sollen das Auf und Ab des Familienlebens beschrieben werden. In Folge #13 hätte man aber statt der unglaubwürdigen Rettungsaktion besser Trude und Christine von Lotte in das Geheimnis einweihen sollen und sie zu Verbündeten machen. Im Buch wird ähnliches mit Trude ja auch angedeutet. Und die Folge #29 hätte man sich besser ganz sparen sollen und es bei dem Happy End in #28 belassen sollen. Das Vorwurfskarussell mit dem ein Familienstreit krampfhaft inszeniert wird und die Beinahe-Katastrophe mit der die Familie wieder zusammen kommt und sich wieder verträgt, sind zu aufgesetzt und unglaubwürdig und haben mit der Vorlage überhaupt nichts mehr zu tun.

Ansonsten ist die Serie besonders am Anfang und am Schluß bis #28 nahe am Buch dran bzw. erweitert die Handlung um einige schöne, spannende und bewegende Momente. Der mittlere Teil der Serie hat zwar gewisse Längen in der Handlung, aber auch mit Rücktausch und Wiedertausch der Rollen einige gute Ideen der Handlung zugefügt. Insbesondere die diversen Schwierigkeiten von Lotte und Luise die Rolle der Schwester auszufüllen sind gut herausgearbeitet. Auch wird – im Gegensatz zum Buch und dem Film von 1950 – das Telefon deutlich häufiger benutzt. Das Setting wurde buchgetreu den frühen 1950er Jahren beibehalten und keine Modernisierung der Geschichte versucht, was sich positiv auswirkt. Kleinere Ungereimtheiten wie die vierstelligen Postleitzahlen („8000 München“), die erst sehr viel später eingeführt wurden, oder Dampflokomotiven im Western Look, fallen zwar auf, stören aber nicht weiter. Die Nebenfiguren werden auch herausgearbeitet und bekommen eine gewisse Tiefe des Charakters. Schlüsselszenen aus dem Buch hätten besser umgesetzt werden können (es zerbricht nur ein einziger Teller), dafür gibt es aber viele weitere emotional bewegende Szenen, die als gelungen bezeichnet werden können.

Alles in allem eine gelungene Variation des Stoffes der Vorlage und nach der ersten Verfilmung von 1950 die definitiv beste Annäherung an das Buch. Ich habe versucht die deutschen Untertitel nicht zu sklavisch von den englischen Untertiteln zu übersetzen, sondern wo möglich freier zu übersetzen und etwas von Kästners Wortakrobatik rückeinfließen zu lassen. Wenn man jeden Satz selbst noch einmal in die Hand nimmt, setzt man sich mit der Serie weit intensiver auseinander als wenn man sich alles einfach nur so anschaut und es fallen einem weit mehr Dinge in der Handlung auf.

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